für die editorische Aufarbeitung von Werk und literarischem Nachlass des Nobelpreisträgers Elias Canetti (1905–1994)

Zwischen 2000 und 2017 hat Johanna Canetti, die Tochter des Schriftstellers, die vollständige Transkription des handschriftlichen Nachlasses erarbeitet und finanziert. Erste Publikationen daraus waren die Fragmente zur Lebensgeschichte der englischen Jahre, die 2003 unter dem Titel Party im Blitz erschienen. Nach einzelnen Veröffentlichungen aus dem Nachlass des jüngsten Bruders (Briefe an Georges, 2006) und der langjährigen Freundin Marie-Louise von Motesiczky (Aufzeichnungen für Marie-Louise, 2005, und der Briefwechsel Liebhaber ohne Adresse, 2011) konnte 2014 mit dem Buch gegen den Tod ein großer Themenkomplex aus dem Nachlass zugänglich gemacht werden.

2016 rief Johanna Canetti eine Runde von Fachleuten zusammen, die diskutierten, welche archivarischen und editorischen Aspekte sich aus dem nun allmählich überschaubar werdenden Material und dem herannahenden Ende der zweiten Sperrfrist ergeben und wie daraus neue Impulse für die Öffentlichkeitswirkung Canettis gewonnen werden können.

Da sich im Nachlass hunderte von Seiten substanzieller Paralipomena zu den gedruckten Werken finden, die größtenteils nur aus persönlichen Rücksichten entfallen waren, galten die gemeinsamen Überlegungen zunächst einer sinnvollen Verknüpfung der Werke und des Nachlasses, der insgesamt rund 10 000 Seiten umfasst. Die Zeit war gekommen für eine kritische Gesamtausgabe. Der Anregung des Germanisten Peter von Matt folgend hat Johanna Canetti 2017 in Zürich die gemeinnützige Canetti Stiftung ins Leben gerufen, die mit Unterstützung der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Künste die Erarbeitung der Zürcher Ausgabe sicherstellt.